Gruppenstunde: Das beste Essen der Welt
Wir
starten mit dem Vorlesen des märchenhaften Abenteuers, setzen unsere
Gedanken im Erzähl Café in Bewegung und erleben unterschiedliche
Übungen, um unsere Sinne und das Gedächtnis zu aktivieren.
Lasst uns zusammen in die magische Welt dieses Märchens eintauchen!
Im
PDF-Datei gibt das Märchen, Erzähl Café Fragen, unterschiedliche Rätsel und
hier gibt es vorab das Hörbuch und ein Vorschaubild von eins der Rätsel...
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Hörbuch Variante
Das beste Essen von der Welt
Es
wurde einmal vor Alters in einem Dorfe erzählt, der Pfarrer habe am
Sonntage in der Predigt gesagt, weiße Rüben und Hammelfleisch wäre das
beste Essen auf der Welt. Das hörten denn auch drei Männer aus dem Ort,
die hießen Christoph, Max und Caspar, und die nahmen sich vor, sie
wollten einmal sehn, ob das auch mit dem Essen die Wahrheit wäre. Weil
sie aber keinen Acker und auch keine Schafe hatten, so sollte in der
nächsten Nacht der Christoph, der ein starker Mann war, ins Feld gehen
und einen Sack voll weiße Rüben langen, und der Max und der Caspar
wollten unter der Zeit an den Pferch gehen und einen Hammel stehlen. Auf
dem Kirchhof an der Kirchentür wollten sie darnach wieder
zusammenkommen. Wie verabredet, so ist's auch geschehen. Der Christoph
ging, wie es Nacht geworden war, mit seinem Sack auf einen
Weiße-Rüben-Acker, und die zwei Andern machten sich auf den Weg nach dem
Pferch. Da mussten sie aber an einem Sumpf vorbei, und wie sie daran
kamen, so quakte just ein Frosch. »Hörst Du's?« sagte der Max zum Caspar
und war ihm angst, »der Schäfer ist wach und ruft: Max! Max! Ich kann
jetzt nicht mitgehen, der Schäfer kennt mich. Geh du lieber allein hin!
Dich kennt er, scheint's, nicht und hat dich auch nicht gesehen.« Damit
kehrte der Max um, ging ein wenig zurück und wollte da warten, bis dann
der Caspar mit dem Hammel käme. Der Caspar hingegen ging allein fort und
kam bis nahe an den Pferch. Da hustete aber gerade ein altes Schaf und
das hat gelautet, als wenn eins gerufen hätte: Casper! Wer da fortlief,
das war der Caspar, und er sprang so flink, dass er bald zu dem Max kam.
»Max!« sagte er zu dem und war außer Odem und schnaufte, »denk dir
einmal an, der Schäfer hat auch mich gekannt, denn er hat mir ganz laut
Casper zugerufen. Wir können den Hammel nicht langen, der Schäfer kennt
uns alle beide. Wir müssen uns jetzt an den Christoph machen, dass der
hingeht.« Das war der Max zufrieden und so gingen sie fort an die
Kirchentür. Der Christoph war schon da mit seinem Sack und sie erzählten
ihm die ganze Geschichte, wie sie den Hammel nicht brächten, weil der
Schäfer sie kenne und ihnen mit ihren Namen zugerufen habe. Dann redeten
sie dem Christoph zu, er wäre noch nicht lang in dem Orte, der Schäfer
kenne ihn noch nicht, und er solle auch nach dem Hammel gehen. Der
Christoph war im Anfange böse, dass sie ihre Sache nicht ausgeführt
hatten; er habe getan, was er zu tun gehabt hätte, und er lange den
Hammel nicht. Sie aber redeten ihm noch mehr zu, und sagten, sie wollten
derweil, bis er den Hammel brächte, die weißen Rüben schälen. Nun, der
Christoph ist ein guter Mann gewesen und ging fort. Jetzt setzten sich
die Zwei an die Kirchentür und machten sich an das Schälen. Unter der
Zeit wird es Morgens vier Uhr, wo zu Tag geläutet werden muss. Da kommt
der Schulmeister und will läuten. Wie er aber an der Kirchentür die Zwei
sieht, so wird's ihm angst, denn er glaubt, es wären Geister von den
Toten und läuft ans Pfarrhaus und klopft, was er klopfen kann. Endlich
erwacht die Köchin und macht ihm die Tür auf. Er weckt nun den Pfarrer
und sagt in einer Hast: »Herr Pfarrer, Sie müssen mit mir! Vor der
Kirchentür sind zwei Geister, die lassen mich nicht in den Turm, dass
ich zu vier Uhr läuten kann. Sie müssen mit und müssen die Geister
vertreiben.« Der Pfarrer aber, der das Podagra hatte und nicht fort
konnte, gab zur Antwort: »Wie kannst du mir nur zumuten, dass ich mit
dir gehen soll! Ich bin ein armer gebrechlicher Mann und kann nicht
fort. Du musst sehn, wie du's allein fertig bringst, ich kann dir nicht
helfen.« Doch der Schulmeister, der nach der alten Observanz zu Morgen
läuten wollte, setzte dem lahmen Mann hart zu und sagte: »Nein, Sie
müssen mit, Herr Pfarrer! Sie müssen mit! Wenn Sie nicht gehen können,
so hängen Sie sich auf meinen Rücken, dann will ich Sie auf den Kirchhof
hocken.« Da nun der Schulmeister nicht von der Stelle ging und dem
Pfarrer immer mehr zusetzte, so stieg der endlich auf, tat sich an, und
hing sich dem Schulmeister auf den Rücken. So ging's dann bis auf den
Kirchhof. Die Zwei, die an der Kirchentür saßen und noch weiße Rüben
schälten und die Schalen hüben und drüben hinaus warfen, sahen in der
Dunkelheit, dass da einer mit einer Last auf dem Rücken kam und glaubten
nicht anders, als das wäre der Christoph mit dem Hammel. Da rief gleich
der eine: »Hast ihn?« und der andere: »Nun, so bring ihn her, dann
wollen wir ihm gleich den Hals abschneiden!« Als das der Schulmeister
hörte, so wurde es dem so angst, dass er den Pfarrer von seinem Rücken
herunterwarf und lief, was er nur laufen konnte. Der Pfarrer aber, dem
es gerade so angst war, vergaß sein Podagra, machte sich geschwind auf
die Beine, lief hinter dem Schulmeister drein und wäre schier nächst vor
ihm gekommen. Nicht lang darnach kam der Christoph wirklich mit dem
Hammel und sie haben sich auf den Mittag die weiße Rüben und
Hammelfleisch zurecht gemacht und nach der Mahlzeit gesagt, ja, das wäre
das beste Essen auf der Welt.
von Johann Wilhelm Wolf
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